Wir stellen uns Ihren Fragen
FAQ
Die Region Tamil Nadu, die Kinder, das Kinderheim und vor allem die Armut Süd-Indiens liegen mehr als 10.000 Kilometer von Deutschland entfernt. Mit unserer Darstellung im Internet sowie unserem Informationsmaterial versuchen wir, Ihnen unser Projekt und die Umstände vor Ort näher zu bringen. Oftmals bleiben dennoch einige Fragen offen. An dieser Stelle möchten wir Ihnen die häufigsten Fragen beantworten. Sollten Sie weitere Fragen haben, stehen wir Ihnen natürlich gerne Rede und Antwort.
Die Kinder kommen aus Dörfern im Westen des Distrikts Tirunelveli. Dort leben die Menschen fast ausschließlich von der Landwirtschaft, von Kleingewerbe oder sind Tagelöhner. Wer kein Land besitzt und keine Ausbildung hat, dem bleibt nur ein Leben in tiefer Armut. Dies trifft insbesondere die Frauen und Kinder. Der Bau des Kinderheims hat sich schnell herumgesprochen. Die Menschen kommen auf die Heimleitung zu und bitten um Aufnahme der Kinder.
Die Kinder werden nach Bedürftigkeit und Dringlichkeit ausgewählt. Wir achten aber auch auf Lernfähigkeit und auf die Bereitschaft der Angehörigen, die Kinder bis zum Ende der Schulzeit unter der Obhut des Heimes zu lassen. Wichtig ist zudem, dass die Kinder sich in einer großen Gruppe wohlfühlen. Deshalb gehören zum Auswahlverfahren ein Hausbesuch, Gespräche mit den Angehörigen, den Lehrern und kleine Tests mit den Kindern.
Für monatlich ca. 50 Euro können derzeit der Lebensunterhalt und die Förderung eines Kindes finanziert werden, d.h. alle Ausgaben für die Unterbringung, die Betreuung, für Essen, Kleidung, Schulmaterial, Gesundheitsvorsorge usw. Kosten von Instandhaltungen, Neuanschaffungen und andere Investitionen sind darin nicht enthalten. Angesichts der Preissteigerungen in Indien, vor allem für Lebensmittel, muss mit jährlich steigenden Kosten gerechnet werden.
Mahendren e. V. wird vor Ort von einem Beauftragten vertreten, der mit der Leitung des Kinderheims eng zusammenarbeitet und unsere Interessen vertritt. Er ist Direktor der Karl- Kübel-Foundation, India (KKF) und ein hoch erfahrener Manager vieler sozialer Projekte. Er kümmert sich sowohl um die Mittelverwendung als auch um die inhaltliche Umsetzung unseres Heimkonzepts, des angeschlossenen Mädchenprojekts sowie des Ausbildungsprogramms. Wir erhalten monatlich von der Heimleitung einen Bericht über das Heimgeschehen, die Treffen mit den Mädchen und über die Gespräche mit den Ausbildungseinrichtungen der Auszubildenden. Regelmäßige Finanzberichte, die ein Steuerberater zuvor anhand von Belegen geprüft hat, sind selbstverständlich. Anschaffungen und anderes werden mit Fotos dokumentiert. Einmal im Jahr reist der Vorstand auf eigene Kosten zum Kinderheim, um sich selbst von der ordnungsgemäßen Heimführung und dem Wohlergehen der Kinder zu überzeugen.
Anders als so manche private Hilfsinitiative ist das Kinderheim Oochikulam staatlich registriert und unterliegt damit einer strengen behördlichen Aufsicht. Ausländische Finanzierung muss vom Innenministerium nach dem Foreign Contribution Regulation Act genehmigt werden. Das Geld darf nur auf ein angemeldetes und kontrolliertes FCRA-Konto überwiesen werden. Die sachgemäße Mittelverwendung, die von einem Steuerberater zertifiziert sein muss, wird streng kontrolliert. Zusätzlich sind durch die Einführung von Online-Berichtspflichten (auch der kontoführenden Bank) Manipulationen weitestgehend ausgeschlossen.
Bezüglich des Wohlergehens der Kinder sind regelmäßige Kontrollen durch die Sozialbehörde und das Child-Welfare-Committee Standard. Die Heimleitung muss monatlich einen Bericht über die Kinder und den Heimzustand vorlegen und mit unangemeldeten Kontrollbesuchen der beiden Institutionen rechnen. Nicht zuletzt sind die Verantwortlichen vor Ort hoch motiviert und erfüllen ihre Aufgaben mit großem Verantwortungsbewusstsein.
Die vielfältigen Kontrollen sind eine große administrative Herausforderung, geben uns aber Sicherheit.
Die Verwaltungskosten sind sehr gering. Anders als bei großen Hilfsorganisationen wird die Vereinsarbeit vollständig ehrenamtlich geleistet und viele Ausgaben, wie zum Beispiel die Reisekosten zum Kinderheim, werden vom Vorstand privat übernommen. Spenden kommen zu 100 Prozent den Kindern zugute.
Auch Inder engagieren sich für die Armen. Ein Beispiel dafür ist der Peace Trust, dem wir die Heimleitung anvertraut haben. Noch immer machen aber die offiziell als benachteiligt definierten Gruppen fast die Hälfte der Bevölkerung aus, die nach wie vor weiter wächst, insbesondere die arme Bevölkerung. Ein Gutteil des Wirtschaftswachstums wird hierdurch absorbiert, d.h., es bringt keine Verbesserung des Lebensstandards für alle mit sich. Indien bemüht sich zwar um Strukturreformen, gezielte Hilfsprogramme für Unterprivilegierte und um sozialen Fortschritt, der jedoch durch Korruption, Kastendenken und tradiertes Verhalten behindert wird. Ein Beispiel haben wir im Zusammenhang mit den Stipendien genannt, die nach Kaste statt an der finanziellen Leistungsfähigkeit orientiert vergeben werden und neue Ungerechtigkeiten erzeugen.
Besonders auf dem Land gelten in Indien noch sehr strenge moralische Vorstellungen. Jungen und Mädchen werden in der Schule nicht zusammen unterrichtet und ein in unseren Augen normaler Kontakt wird sehr früh unterbunden. So ist auch bislang die arrangierte Ehe noch die Regel. Außerdem herrscht nicht ganz unberechtigt Sorge vor Missbrauch. Immer wieder werden Fälle publik, die Misstrauen erregen. Die baulichen und personellen Anforderungen an die Führung eines Mädchenheims sind deshalb extrem hoch. Mädchen, die im Heim erzogen werden, haben es sehr schwer, später wieder in der Dorfgemeinschaft Fuß zu fassen. Ihre Heiratschancen sind entsprechend gering.
Kostenlos ist in Tamil Nadu nur die Schule bis zur 8. Klasse. Ein unserer Hauptschule vergleichbarer Schulabschluss kann erst mit der 10. Klasse erreicht werden. Kinder aus den ärmsten Schichten, deren tägliche Ernährung noch nicht einmal gesichert ist, werden oft nicht zur Schule geschickt. Sie müssen arbeiten oder helfen. Von denen, die zur Schule gehen, erreichen viele keinen qualifizierenden Abschluss, weil sie keine Unterstützung beim Lernen haben. Die Qualität des Unterrichts bei Klassenstärken von bis zu 80 Kindern und schnell ausgebildeten Lehrern ohne Sozialprestige ist oft auf niedrigem Niveau.
Nein. Die Kinder werden auf der Grundlage christlicher Werte und zu Toleranz erzogen. In Tamil Nadu lebt die hinduistische Mehrheit ihrer religiösen Auffassung entsprechend in der Regel in gegenseitigem Respekt mit Christen, Moslems und Anhängern anderer Religionen. In der Region des Kinderheims findet man viele kleine Kirchen neben Moscheen und Hindu-Tempeln.
Eine gute Ausbildung ist die entscheidende Voraussetzung für einen Arbeitsplatz. Tamil Nadu, das etwa so groß ist wie die Bundesrepublik Deutschland, hat - auch angestoßen durch internationale Hilfe bei der Bewältigung der Tsunami-Schäden - vergleichsweise gute wirtschaftliche Entwicklungschancen. Auch in der Region Tirunelveli konnte man in den letzten Jahren Fortschritte beobachten. Die Hauptstraßen wurden verbessert, Gewerbegebiete ausgewiesen, richtige Geschäfte entstehen neben den Hütten und neue Arbeitsplätze in den Schwerpunktindustrien von Tamil Nadu, aber auch im IT-Bereich. Noch zieht es die ausgebildete Jugend meist in die Landeshauptstadt Chennai, jedoch auch die Jobchancen in den kleineren Städten werden allmählich wachsen. Bei der Suche nach einem Arbeitsplatz können die Jugendlichen Unterstützung von der Heimleitung erhalten. Das Kinderheim bleibt ihnen mit einem Alumni-Treff als Anlaufstelle erhalten.
Nach einem freiwilligen Sozialeinsatz eines unserer Gründungsmitglieder in einem indischen Kinderheim wurden wir 2008 um Hilfe für eine Gruppe von Kindern gebeten, die mit ihrem Betreuer mittellos buchstäblich auf der Straße saßen. Eine in Indien aktive Hilfsorganisation, die bis dahin für ihren Unterhalt gesorgt hatte, konnte sie nicht mehr finanzieren. Kurzerhand entschlossen wir uns, die Verantwortung für den Unterhalt dieser Kinder und ihres Betreuers zu übernehmen, uns dafür in einem Verein zusammenzuschließen und Menschen zu suchen, die uns dabei unterstützen, diesen und weiteren Kindern eine Zukunft zu geben.
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